Unverkürzte Demokratie
Mehr Demokratie wagen – aber wie?
Welche Form der Demokratie sollten wir in Zeiten von Rechtspopulismus, Wutbürgern und Fake News anstreben? In ihrem neuen Buch entwickelt die Philosophin Cristina Lafont eine partizipatorische Konzeption der deliberativen Demokratie, die das Ideal der Selbstregierung trotz aller Unkenrufe ernst nimmt. Sie plädiert dafür, das Mitspracherecht der Bürgerinnen und Bürger nicht nur zu verteidigen, sondern sogar zu stärken.
Lafont entwickelt ihre Position in kritischer...
Welche Form der Demokratie sollten wir in Zeiten von Rechtspopulismus, Wutbürgern und Fake News anstreben? In ihrem neuen Buch entwickelt die Philosophin Cristina Lafont eine partizipatorische Konzeption der deliberativen Demokratie, die das Ideal der Selbstregierung trotz aller Unkenrufe ernst nimmt. Sie plädiert dafür, das Mitspracherecht der Bürgerinnen und Bürger nicht nur zu verteidigen, sondern sogar zu stärken.
Lafont entwickelt ihre Position in kritischer Auseinandersetzung mit pluralistischen, epistokratischen und lottokratischen Konzeptionen von Demokratie. Diese sehen verschiedene »Abkürzungen« vor, um Probleme der demokratischen Regierung – unüberwindliche Meinungsverschiedenheiten, politische Ignoranz, die schlechte Qualität politischer Deliberationen – zu lösen. All diese Abkürzungen untergraben jedoch die Demokratie, weil sie nur funktionieren, wenn die Bürgerinnen und Bürger sich blindlings Akteuren unterwerfen, deren Entscheidungen sie nicht mehr kontrollieren können. Auch die Annahme, dass eine Gemeinschaft bessere Ergebnisse erzielen kann, wenn sie ihre Mitglieder übergeht, erweist sich als falsch. Es gibt keine »Abkürzungen«, sondern nur den langen, bisweilen beschwerlichen partizipatorischen Weg, der beschritten wird, wenn die Bürgerinnen einen kollektiven Willen schmieden. Das ist unverkürzte Demokratie.
I. Warum deliberative Demokratie?
1. Das demokratische Ideal der Selbstregierung
1.1 Politische Gleichheit versus demokratische Kontrolle: Das Problem blinder Überantwortung
1.2 Demokratie aus partizipatorischer Perspektive
1.3 Teilnehmer- versus Beobachterperspektive
2. Radikalpluralistische Demokratiekonzeptionen
2.1 Die radikalpluralistische Lösung für das Problem der Uneinigkeit: Die prozedurale Abkürzung
2.2 Die radikalpluralistische Lösung für das Problem politischer Entfremdung: Hinnehmen oder aufgeben
2.3 Kann der Dissens beliebig tief reichen?
2.4 Die agonistische Kritik an der Politik deliberativer Verständigung
II. Warum partizipatorische deliberative Demokratie?
3. Rein epistemische Demokratiekonzeptionen
3.1 Die Elitenepistokratie und das Versprechen besserer Ergebnisse: Die expertokratische Abkürzung
3.2 Demokratische Epistokratie und das Ideal der Selbstregierung
4. Lottokratische Konzeptionen deliberativer Demokratie
4.1 Deliberation versus Bürgerbeteiligung: Die mikrodeliberative Abkürzung
4.2 Die Illusion von Demokratie oder »Vorsicht vor Usurpatoren!«
4.3 Keine Abkürzungen: Zurück zur makrodeliberativen Strategie
5. Lottokratische Institutionen aus partizipatorischer Perspektive
5.1 Das demokratische Argument für den politischen Gebrauch von Mini-Öffentlichkeiten
5.2 Deliberatives Aktivistentum: Einige partizipatorische Verwendungsweisen von Mini-Öffentlichkeiten
6. Eine partizipatorische Konzeption deliberativer Demokratie: Gegen Abkürzungen
6.1 Die demokratische Bedeutung politischer Deliberation: Gegenseitige Rechtfertigung
6.2 Würde die gegenseitige Rechtfertigung zu viele freie Abende kosten? Eine erste Bestimmung des angemessenen Umfangs öffentlicher Deliberation
6.3 Noch einmal zum Einwand der Überforderung: Hypothetische, aspirationale und institutionelle Modelle der gegenseitigen Rechtfertigung
III. Eine partizipatorische Konzeption der öffentlichen Vernunft
7. Kann öffentliche Vernunft inklusiv sein?
7.1 Die Debatte um die Rolle der Religion in der Öffentlichkeit
7.2 Politische Rechtfertigung und die Religiös/säkular-Unterscheidung: Exklusions-, Inklusions- und Übersetzungsmodelle
7.3 Und wenn die Religion kein Sonderfall ist? Politische Rechtfertigung jenseits der Religiös/säkular-Unterscheidung
7.4 Die Konzeption politischer Rechtfertigung im Sinne der öffentlichen Vernunft aus einer institutionellen Perspektive
8. Bürger in Roben
8.1 Die Normenkontrolle als expertokratische Abkürzung: Ermächtigung des Volkes versus blinde Überantwortung an Richterinnen
8.2 Die demokratische Rechtfertigung der Normenkontrolle: Eine partizipatorische Interpretation
8.3 Können wir uns die Verfassung zu eigen machen? Eine Verteidigung des partizipatorischen Konstitutionalismus
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10119 Berlin
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ZITATE
Personen für Unverkürzte Demokratie
Cristina Lafont
Cristina Lafont, geboren 1963, ist Harold H. and Virginia Anderson Professor of Philosophy an der Northwestern University, Chair des Philosophy Department und Direktorin des Program in Critical Theory.
Cristina Lafont, geboren 1963, ist Harold H. and Virginia Anderson Professor of Philosophy an der Northwestern University, Chair des Philosophy...

