Naturphilosophie
Paul Feyerabend, Philosoph, Physiker, Anarchist, war einer der unkonventionellsten Wissenschaftler seiner Zeit. Sein Anything Goes ist zum Label geworden. Wenig bekannt ist, daß Feyerabend über viele Jahre an einer auf drei Bände angelegten Naturphilosophie gearbeitet hat, die den Zeitraum von den frühesten Spuren steinzeitlicher Höhlenmalerei bis zur Atomphysik des 20. Jahrhunderts umfassen sollte – ein Projekt, das ihn, wie er in einem Brief an Imre Lakatos schrieb, fast um den...
Paul Feyerabend, Philosoph, Physiker, Anarchist, war einer der unkonventionellsten Wissenschaftler seiner Zeit. Sein Anything Goes ist zum Label geworden. Wenig bekannt ist, daß Feyerabend über viele Jahre an einer auf drei Bände angelegten Naturphilosophie gearbeitet hat, die den Zeitraum von den frühesten Spuren steinzeitlicher Höhlenmalerei bis zur Atomphysik des 20. Jahrhunderts umfassen sollte – ein Projekt, das ihn, wie er in einem Brief an Imre Lakatos schrieb, fast um den Verstand brachte: »Damn the Naturphilosophie.«
Das Manuskript des Buches galt lange als verschollen. Durch einen Zufall wurde nun im Archiv der Universität Konstanz ein Typoskript gefunden, das den ersten Band des geplanten Projektes umfaßt. Feyerabend untersucht die Bedeutung der Mythen für die Frühzeit der Naturphilosophie und den Übergang von Homers »Aggregatuniversum« zu Parmenides' Einheitsdenken. Fokus seiner Überlegungen ist der – aus seiner Sicht verheerende – Aufstieg des Rationalismus in der griechischen Antike und die damit einhergehende Trennung des Menschen von der Natur. In gewohnt polemischer und äußerst belesener Weise erschließt Feyerabend so die Vorgeschichte der modernen Wissenschaft.
Der Band enthält zahlreiche Abbildungen (u. a. von archaischen Kunstgegenständen) und eigenhändige Skizzen Feyerabends. Er wird ergänzt durch einige bislang unveröffentlichte biographische Dokumente, die das Gesamtbild des Denkers vervollständigen. Eine Einführung der Herausgeber klärt über die Stellung der Naturphilosophie im Denken Feyerabends auf.
Vorbemerkung
Die Voraussetzungen des Mythos und die Kenntnisse seiner Erfinder
1.1. Steinzeitliche Kunst und Naturerkenntnis
1.2. Megalithische Astronomie (Stonehenge)
1.3. Kritik primitivistischer Deutungen der Frühzeit
1.4. Das dynamische Weltbild des Steinzeitmenschen
Struktur und Funktion des Mythos
2.1. Theorien des Mythos
2.2. Die Theorie des Naturmythos und der Strukturalismus
Das Aggregatuniversum Homers
3.1. Die parataktische Welt der archaischen Kunst
3.2. Weltbild und Wissen in den Homerischen Epen
3.3. Grundsätzliches zu Wirklichkeitsauffassungen und Wissenschaftssprache
Übergang zur expliziten begrifflichen Erfassung der Natur
4.1. Die neue Welt der Philosophen: Vor- und Nachteile
4.2. Historische Umstände der Philosophieentstehung
4.3. Vorläufer in den Kosmogonien des Orients und Hesiods
Naturphilosophie bis Parmenides
5.1. Wechselnde Weltauffassungen: Hesiod und Anaximander
5.2. Religionskritik und Erkenntnistheorie: Xenophanes
5.3. Der Ursprung abendländischer Naturphilosophie: Parmenides
Abendländische Naturphilosophie von Aristoteles bis Bohr
6.1. Zum Forschungsprogramm des Aristoteles
6.2. Mathematische Behandlung der Natur: Descartes
6.3. Empirismus ohne Fundament: Galilei, Bacon, Agrippa
6.4. Bewegung der Begriffe: Hegel
6.5. Probleme des Mechanizismus: Newton, Leibniz, Mach
6.6. Vorzeichen des Neuen: Einstein, Bohr, Bohm
Zusammenfassung und Ausblick
Paul Feyerabend: Nachgelassene Dokumente
Brief an Jack J. C. Smart, Dezember 1963
Preparation (Antrag auf ein Forschungsjahr, 1977)
Report on 1980 Sabbatical (Bericht über ein Forschungsjahr)
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