In dieser Folge Dichtung & Wahrheit spricht Silke Hohmann mit dem Soziologen Andreas Reckwitz über seine Arbeit und sein neues Buch Verlust. Reckwitz, einer der bedeutendsten Impulsgeber gesellschaftsanalytischer Debatten, erklärt, warum Verlust nicht nur ein individuelles, sondern auch ein tiefgreifendes gesellschaftliches Phänomen ist. Im Gespräch erläutert Reckwitz seinen Weg von den früheren Werken über Kreativität und Singularisierung hin zum aktuellen Thema »Verlust«. Er argumentiert, dass Verlusterfahrungen ein Grundproblem der modernen Gesellschaft darstellen, da sie im Widerspruch zur fortschrittsorientierten Denkweise der Moderne stehen. Laut Reckwitz tendieren moderne Gesellschaften häufig dazu, Verluste zu verdrängen, während populistische Bewegungen diese Erfahrungen gezielt kapitalisieren. Die Moderne, so Reckwitz, habe kein adäquates Skript für den Umgang mit Verlusten entwickelt, was zu Verdrängung und Privatisierung von Verlusterfahrungen führe.
Die persönliche Anekdote von Andreas Reckwitz am Ende der Folge entspricht der Wahrheit.