Liebesgedichte
Was ist die Liebe? Hundert Gedichte, hundert Variationen des einen Themas, aufgefächert von der größten russischen Dichterin des 20. Jahrhunderts: Anna Achmatowa (1889-1966).
»Die Wahl ihres Pseudonyms war bereits die erste gelungene Zeile«, schreibt der russische Nobelpreisträger Joseph Brodsky. »Die fünf offenen ›A‹ in Anna Achmatowa hatten eine hypnotische Wirkung und verankerten die Trägerin dieses Namens im Alphabet der russischen Lyrik ganz obenan.«
Weitere gelungene Zeilen...
Was ist die Liebe? Hundert Gedichte, hundert Variationen des einen Themas, aufgefächert von der größten russischen Dichterin des 20. Jahrhunderts: Anna Achmatowa (1889-1966).
»Die Wahl ihres Pseudonyms war bereits die erste gelungene Zeile«, schreibt der russische Nobelpreisträger Joseph Brodsky. »Die fünf offenen ›A‹ in Anna Achmatowa hatten eine hypnotische Wirkung und verankerten die Trägerin dieses Namens im Alphabet der russischen Lyrik ganz obenan.«
Weitere gelungene Zeilen folgten schon in jungen Jahren, die hier den Schwerpunkt des einfühlsam übersetzten Lyrikbandes bilden. Liebe, Trennung, Eifersucht – das sind die Themen dieser Gedichte, die wie beiläufig gefallene Sätze daherkommen und doch von großer Aufmerksamkeit gegenüber den winzigen Details des Alltags zeugen. Mit ihrer Gabe, leicht und ruhig zu formulieren, entfaltet die Dichterin in wenigen Zeilen einen ganzen Reigen von Geschichten und Bildern. Anna Achmatowas Liebesgedichte zählen zu dem Schönsten, was Lyrik überhaupt leisten kann.
Bei der Lektüre von »Hamlet«
Der Platz vor dem Friedhof war staubig und leer
Und als wär es ein Versprecher
Zwei Gedichte
Das Kissen ist beiderseits
Wieder dieses weiche Haar
Sie kamen und sagten: »Dein Bruder ist tot.«
Er liebte
Ein altes Portrait
Der König mit samtigem Blick
Und durch den goldnen Nebel trieb
Und im Schutze des Schleiers verrenkte
Alice
Alles trauert um den holden
»So spät! Ich bin müde, ich gähne«
Ein Gesang der letzten Begegnung
Liebe
Fragment
Man hat mir heute keinen Brief gebracht
Die Stimme schwankt, der Wille ist geblieben
Will Unsterblichkeit noch im Sterben
Warum willst du den Brief zerknüllen
Die Geliebten verlangen so viel
Konfusion
Es war stickig im sengenden Scheine
Du liebst nicht, du schaust nicht her?
Vertraut mit den besten Sitten
Abends
Promenade
Grüß dich! Ob dein Ohr den zarten
Mein Lächeln ist das, was ich hab
Wir werden nicht von einem Glase trinken
Unverwechselbar sind die Regungen
Nicht zu früh, nicht zu spät geboren
Dachte wenig an dich und erglühte
Der Leib verblühte mir zermartert
Der Gast
Trennung
Die Straße war dunkel im Garten am Meere
Will das Glück nicht, das hienieden ist
Du könntest mir seltner im Traume
Sie ist in einer sichren Bucht
War niemals auf Ruhm bedacht
Hab den Rebell gepriesen
Der Traum
Die Frühlingsbrize zärtlich weht
Denn irgendwo ist Licht, das heiter, warm
Nein, mein Königssohn, du denkst
Bist du tot oder lebend? Werde
»Wie deine Hände glühen«
Ich weiß: Für Leiden und Beschwerden
Ach, wieder einmal du. Nicht als verliebter Knabe
Man nahm mir Liebe, und man nahm mir Mut
Als alle Welt mir ihn verhieß
Ich wartete auf ihn schon manches Jahr
Über gefrorene Wehen
Wir müssen den Abschied üben
Geheimnisvoll seh ich den Winter tauen
Willst du, dem weder mein Begehren
Von Begeisterung ergriffen
Fremder Gefangner! Was soll deine Haft mir
Einundzwanzigster. Montag. Im Finstern
Mir ward die Stimme: »Ich verkünde«
Finsterer Traum
Der mich so krumm und unbeholfen pries
Auf dem Wasser klirrendes Eis
Lauthals brülle ich und winde mich
Du bist immer anders und verschroben
Bleib fern. Du bist vom fremden Lager
Du glaubtest, mit flehendem Rufe
Ich werde mich nützlich erweisen
Bist du bei Trost? Ich soll dir hörig sein
Und die Blicke der Männer entflamme ich
Ich brachte den Liebsten Verderben
Er sagte mir, ich sei von Erden nicht
Eine andere Stimme
Habe dich, mein Engel, nie betrogen
In jener fernen Zeit, da Liebesglut
»Will mein Teuerstes zerstören«
Vor den verführerischen Knien
Du wirst mir doch verzeihn
Zweizeiler
Der letzte Toast
An zarten Blicken weidet sich der eine
An die Stadt von Puschkin
. . Der Mensch jedoch, für den ich heute nichts
Cinque
Wie am Rande der Wolke dort
Als die Töne im Äther zerschellten
In meiner Kindheit mocht ich nicht
Daß ich den Tag unsrer krassen
Warum müssen wir leiden? Was taten wir?
Im Traum
Die Liebe stirbt zuerst, die Schmeichelreden
Und dieses eine Herz wird nichts erwidern
Du hast mich ausgedacht. Denn solche gibt es nicht
Im gebrochenen Spiegel
Du bist da, an weiß Gott welchem Orte
Drohe nicht, daß mein Glück mich verläßt
Abschiedslied
Eine Stimme erklingt vor der Tür
Reiche kein Erinnerungsgeschenk mir
Du hattest recht, daß du mich nicht
Beinahe ins Album
Der Ruf
Ich hebe den Telefonhörer, und ich nenne den Namen
Insel Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG
Torstraße 44
10119 Berlin
info@insel-verlag.de
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Personen für Liebesgedichte
Anna Achmatowa
Anna Andrejewna Achmatowa, am 23. Juni 1889 bei Odessa als Anna Gorenko geboren, nahm mit 17 Jahren den Namen ihrer tatarischen Großmutter an. Bereits 1912 veröffentlichte sie ihren ersten Gedichtband Abend, ihr Hauptwerk Poem ohne Held erschien 1960, sie starb am 5. März 1966 in Domodedowo bei Moskau.
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Alexander Nitzberg
Alexander Nitzberg, geboren 1969 in Moskau, lebt als freier Schriftsteller und Übersetzer aus dem Russischen (u. a. Charms, Majakowski und Puschkin) in Wien. Für seine Arbeiten wurde er vielfach ausgezeichnet.
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