Das Interesse der europäischen Philosophie am Gesichtssinn hatte zumeist eine objektivistische oder eine subjektivistische Schlagseite. Beiden, dem sehenden Subjekt und dem »objektiv« Sichtbaren, wird dabei zugleich zu viel und zu wenig zugetraut: Die objektivistische Interpretation kann die Selektivität des Sehvermögens nicht erklären, die subjektivistische kann die Kohärenz von Wahrnehmung und Welt nicht plausibilisieren. Die vorliegende Studie entwickelt an der...
Das Interesse der europäischen Philosophie am Gesichtssinn hatte zumeist eine objektivistische oder eine subjektivistische Schlagseite. Beiden, dem sehenden Subjekt und dem »objektiv« Sichtbaren, wird dabei zugleich zu viel und zu wenig zugetraut: Die objektivistische Interpretation kann die Selektivität des Sehvermögens nicht erklären, die subjektivistische kann die Kohärenz von Wahrnehmung und Welt nicht plausibilisieren. Die vorliegende Studie entwickelt an der Schnittstelle von Philosophie und Kunstwissenschaft einen neuen Deutungsrahmen, indem sie sich von der Annahme leiten läßt, dass Sehen eine performative Tätigkeit ist, mit deren Hilfe wir uns die Welt epistemisch, ethisch und ästhetisch erschließen.