Der intellektuelle Diskurs ist seit Ende des 18. Jahrhunderts gekennzeichnet durch einen Wechsel zwischen pathetisch-emphatischem und relativierend-ironischem Stil. Die erste Szene dieses Wechsels ist das Pathos der Französischen Revolution und auch des deutschen Idealismus, das die vielfältigen Formen der ironischen Rede ablöste: Der buchstäbliche Ernst der idealistischen Philosophie und ihr Ironieverlust können als Präfiguration eines zwischen Heine und Richard Wagner verlaufenen...
Der intellektuelle Diskurs ist seit Ende des 18. Jahrhunderts gekennzeichnet durch einen Wechsel zwischen pathetisch-emphatischem und relativierend-ironischem Stil. Die erste Szene dieses Wechsels ist das Pathos der Französischen Revolution und auch des deutschen Idealismus, das die vielfältigen Formen der ironischen Rede ablöste: Der buchstäbliche Ernst der idealistischen Philosophie und ihr Ironieverlust können als Präfiguration eines zwischen Heine und Richard Wagner verlaufenen Prozesses verstanden werden. Insofern hat sich Friedrich Schlegels Prophezeiung, das 19. Jahrhundert werde seine Ironie besser verstehen als die Zeitgenossen, nicht bewahrheitet – vielleicht, weil man, statt die kommunikationstheoretischen Voraussetzungen der Ironie in Betracht zu ziehen, sich an die Chimäre ihrer ontologischen Substruktion gehalten hat. Wie dem auch sei: im Verhältnis von Ironie und Ernst tritt auf phänomenologischer wie auf moralischer Ebene ein binäres Strukturgesetz der jüngeren Kultur- und Sittengeschichte zutage, das in diesem Band von führenden Sozial- und Geisteswissenschaftlern in seinen historischen und philosophischen Kontext gestellt und gemeinsam diskutiert wird.
Karl Heinz Bohrer
Mit Hamlet winken
Rembert Hüser
Vom Krieg des Schönen mit dem Witz: Die Jungfrau, Schiller und Voltaire
Albrecht Betz
Fichtes romantischer Ernst
David Martyn
Die Unverständlichkeit der Ironie
Eckhard Schumacher
(Das Ende der Kunst mit der Maske)
Werner Hamacher
Die Auflösung philosophischer Systematik in ironische Geselligkeit
Rüdiger Bubner
Ironisches Pathos. Deutschland gibt es nicht
Raimar Zons
Stendhals nervöser Ernst
Hans Ulrich Gumbrecht
Erkenne die Lage. Über den Einbruch des Ernstfalls in das Geschichtsdenken
Heinz D. Kittsteiner
Ironie und Prophetie: Heinrich Heine
Karl Heinz Bohrer
Nietzsches Aufklärung als Theorie der Ironie
Karl Heinz Bohrer
Ein Wahrheitsdiskurs, kein Ironiediskurs. Einwände gegen die postmoderne Nietzsche-Lektüre
Cornelia Wieschalla
An der Grenze aufklärerischer Ironie: Nietzsches Konzept des »großen Ernstes«
Wolfgang Lange
Heideggers Ernstfall
Karl Heinz Bohrer
Ernste Kommunikation
Dirk Baecker
Poetologien des Dilettantismus — ironisch?
Georg Stanitzek
Ironie und Tod: Keine Summa
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
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Personen für Sprachen der Ironie – Sprachen des Ernstes
Karl Heinz Bohrer
Karl Heinz Bohrer, geboren 1932 in Köln, war Literaturkritiker, Herausgeber, Wissenschaftler, Verfasser vieler Werke um die zentrale Idee des Momentanismus, der »Plötzlichkeit«. Langjährige Aufenthalte in Frankreich und England als bewusste Erfahrung der »Fremde«. Hochschullehrer in Deutschland, Frankreich und den USA. Als scharfzüngiger, auch polemischer Zeitkritiker stand er immer wieder im Zentrum heftiger Diskussionen. Bohrer verstarb am 4. August 2021 in London.
Karl Heinz Bohrer, geboren 1932 in Köln, war Literaturkritiker, Herausgeber, Wissenschaftler, Verfasser vieler Werke um die zentrale Idee des...

