Die letzten Zeugen

Kinder im Zweiten Weltkrieg
Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt
Die letzten Zeugen
Kinder im Zweiten Weltkrieg
Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt

Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sprechen Männern und Frauen, die beim Einmarsch der Deutschen in Weißrussland noch Kinder waren, zum ersten Mal darüber, woran sie sich erinnern. Ihre erschütternden Berichte machen Die letzten Zeugen zu einem der eindringlichsten Antikriegsbücher überhaupt.
»Ich bat sie alle um eines«, schreibt Alexijewitsch. »Sich an ihre kindlichen Worte zu erinnern. An ihre kindlichen Gefühle. Zurückzukehren in jene Zeit, als...

Mehr anzeigen

Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sprechen Männern und Frauen, die beim Einmarsch der Deutschen in Weißrussland noch Kinder waren, zum ersten Mal darüber, woran sie sich erinnern. Ihre erschütternden Berichte machen Die letzten Zeugen zu einem der eindringlichsten Antikriegsbücher überhaupt.
»Ich bat sie alle um eines«, schreibt Alexijewitsch. »Sich an ihre kindlichen Worte zu erinnern. An ihre kindlichen Gefühle. Zurückzukehren in jene Zeit, als sie noch Engel waren. Denn ich wusste: Mit anderen Worten lässt sich das nicht wiedergeben.« Oft sind diese Erinnerungen nur Bruchstücke, und doch haben diese Kinder Dinge gesehen und erlitten, die niemand, am allerwenigsten ein Kind, sehen und erleiden dürfte.
Nobel- und Friedenspreisträgerin Swetlana Alexijewitsch erweist sich einmal mehr als begnadete Zuhörerin und große Chronistin. In ihren Texten versteht sie es, den Erfahrungen von Menschen in Extremsituationen, im Ausnahmezustand, einen einzigartigen Resonanzraum zu verschaffen.

»Er hatte Angst, sich umzudrehen …«
»Meine erste und letzte Zigarette …«
»Großmutter betete … Sie betete darum, dass meine Seele zurückkehrt …«
»Ganz rosa lagen sie auf den verkohlten Überresten …«
»Trotzdem will ich meine Mama wiederhaben …«
»So schöne Spielsachen aus Deutschland …«
»Ein Klumpen Salz … Das ist alles, was von unserem Haus noch übrig ist …«
»Zu Hause küsste ich alle Porträts im Schulbuch …«
»Ich sammelte das Gehirn mit den Händen auf … Es war ganz weiß …«
»Ich will leben! Leben!«
»Durch ein Knopfloch …«
»Ich hörte nur Mama schreien …«
»Wir spielten, und die Soldaten weinten …«
»Auf dem Friedhof lagen die Toten oben … Als wären sie noch einmal getötet worden …«
»Ich begriff – das ist mein Vater … Mir zitterten die Knie …«
»Mach die Augen zu, mein Sohn … Schau nicht hin …«
»Da weinte mein kleiner Bruder, weil er noch nicht da war, als wir noch einen Papa hatten …«
»Als Erste kam dieses Mädchen …«
»Ich bin deine Mama …«
»Dürfen wir den Topf auslecken?«
»… noch ein halbes Löffelchen Zucker …«
»Nicht brennen, liebes Haus! Nicht brennen, liebes Haus!«
»Sie hatte einen weißen Kittel an, wie Mama …«
»Tante, nehmen Sie mich auf den Schoß …«
»… und wiegte sie wie eine Puppe …«
»Sie hatten mir schon eine Fibel gekauft …«
»Noch keine Bräutigame und keine Soldaten …«
»Wenn wenigstens ein Sohn am Leben bliebe …«
»Und wischt sich mit dem Ärmel die Tränen ab …«
»Er hing am Strick wie ein Kind …«
»Ihr seid jetzt meine Kinder …«
»Wir küssten ihnen die Hände …«
»Ich schaute sie an mit den Augen eines kleinen Mädchens …«
»Unsere Mama hat nie gelächelt …«
»Ich konnte mich lange nicht an meinen richtigen Namen gewöhnen.«
»Seine Feldbluse war ganz nass …«
»Als hätte sie ihm die Tochter gerettet …«
»Sie trugen mich in die Abteilung, alles in mir war zerschlagen, von Kopf bis Fuß …«
»Und warum bin ich so klein?«
»Menschengeruch lockte sie an …«
»Warum haben sie auf ihr Gesicht geschossen? Meine Mama war so schön …«
»Du bittest, ich soll dich erschießen …«
»Und ich hatte nicht einmal ein Kopftuch um …«
»Es war niemand mehr da zum Spielen …«
»Ich mache in der Nacht das Fenster auf … und gebe die Blätter dem Wind …«
»Grabt hier …«
»Wir begruben Großvater unter unserem Fenster … … damit es schön aussah.«
»Dann kaufe ich mir ein Kleid mit einer Schleife …«
»Wieso ist er gestorben – heute wurde doch gar nicht geschossen?«
»Weil wir Mädchen sind, und er ist ein Junge …«
»Du bist nicht mehr mein Bruder, wenn du mit deutschen Jungen spielst …«
»Wir hatten sogar das Wort vergessen …«
»Sie müssen an die Front fahren … und stattdessen verlieben Sie sich in meine Mama …«
»In den letzten Minuten schrien sie laut ihre Namen …«
»Wir spannten uns alle vier vor den Schlitten …«
»Diese beiden Jungen waren so federleicht wie Spatzen …«
»Ich genierte mich, weil ich Mädchenschuhe trug …«
»Ich schrie und schrie. Ich konnte nicht aufhören …«
»Wir Kinder fassten uns alle bei den Händen …«
»Vor dem Krieg wussten wir gar nicht, wie man jemanden beerdigt. Aber nun fiel es uns auf einmal ein …«
»Sammelte die Gebeine in einen Korb …«
»Die Kätzchen trugen sie aus dem Haus …«
»Merk dir: Mariupol, Parkowaja 6 …«
»Ich spürte, wie sein Herz stehenblieb …«
»Ich lief an die Front zu meiner Schwester, zu Hauptfeldwebel Vera Redkina …«
»In Richtung Sonnenaufgang …«
»… das weiße Hemd leuchtete im Dunkeln …«
»Mama fiel auf den sauberen Fußboden, den ich gerade gewischt hatte …«
»Hat Gott das alles gesehen? Und was hat er gedacht …«
»Die weite Welt ist wunderschön …«
»Lange, schmale Bonbons … Wie Bleistifte …«
»In die Truhe passte er genau rein …«
»Ich hatte Angst vor diesem Traum …«
»Ich wollte ihr einziges Kind sein und dass sie mich verwöhnte …«
»Aber sie gingen nicht unter, wie Bälle …«
»Ich erinnere mich nur an den blauen, blauen Himmel. Und an unsere Flugzeuge an diesem Himmel.«
»Wie reife Kürbisse …«
»Wir aßen den Park …«
»Wer weint, wird erschossen …«
»Mamotschka und Papotschka … Das sind goldene Worte …«
»Sie apportierten das Kind stückchenweise …«
»Bei uns waren gerade Küken geschlüpft … Ich hatte Angst, sie könnten getötet werden …«
»Kreuzkönig … Karokönig …«
»Ein großes Familienfoto …«
»Aber ich schütte euch wenigstens ein paar Kartoffeln in die Taschen …«
»Mama am Ofen …«
»Er gab mir eine Kosakenmütze mit rotem Band …«
»Und schieße in die Luft …«
»In die erste Klasse trug Mama mich auf den Armen …«
»Lieber Hund, verzeih mir … Lieber Hund, verzeih mir …«
»Das ist nicht meine Tochter! Sie gehört nicht zu mir!«
»Waren wir etwa Kinder? Wir waren Männer und Frauen …«
»Gib dem fremden Onkel nicht Papas Anzug!«
»Nachts weinte ich: Wo ist meine fröhliche Mama?«
»Er lässt mich nicht wegfliegen …«
»Alle wollten das Wort ›Sieg‹ küssen …«
»In einem Hemd aus Vaters Feldbluse …«
»Ich schmückte ihn mit roten Nelken …«
»Ich habe lange auf Papa gewartet. Mein ganzes Leben …«
»An dieser Scheide … An jener Grenze …«
Versuch eines Epilogs
Inhaltsverzeichnis
Bibliografische Angaben
Service
VLB-TIX
Umschlag / Cover (Web)Umschlag / Cover (Print)Leseprobe
Produktsicherheit

Personen für Die letzten Zeugen

Swetlana Alexijewitsch, 1948 in der Ukraine geboren und in Belarus aufgewachsen. Ihre Werke, in ihrer Heimat verboten, wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, 1998 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und 2013 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 2015 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur.

Swetlana Alexijewitsch, 1948 in der Ukraine geboren und in Belarus aufgewachsen. Ihre Werke, in ihrer Heimat verboten, wurden in mehr als 30...

Ganna-Maria Braungardt, geboren 1956 in Crimmitschau, studierte russische Sprache und Literatur in Woronesh (Russland). Seit 1991 ist sie als freie Übersetzerin tätig.

Ganna-Maria Braungardt, geboren 1956 in Crimmitschau, studierte russische Sprache und Literatur in Woronesh (Russland). Seit 1991 ist sie als...


STIMMEN

»Dieses Buch muss jeder lesen.«
Heidger Brandt
»Dieses Buch muss jeder lesen.«
Heidger Brandt

Das könnte Ihnen auch gefallen

Secondhand-Zeit

14,00 €

Der Krieg hat kein weibliches Gesicht

12,00 €

Zinkjungen

11,00 €

Tschernobyl

20,00 €

Frei

Bestseller
14,00 €

Margot Friedländer. Eine Stimme für das Leben

Neu
20,00 €

Eine Arbeiterin

15,00 €

Auf wilden Pfaden

Neu
24,00 €

Nüchtern

12,00 €

Unter Dichtern

Neu
34,00 €

Meine kleine Stadt

15,00 €

Ich fahr Pakete aus in Peking

Bestseller
23,00 €

Mein Blumenalbum

16,00 €

Verabredung mit Dichtern

Neu
18,00 €

Was wir Frauen wollen

Bestseller
13,00 €

Eine Frau

12,00 €

Die Welt von Gestern

14,00 €

Barbarentage

13,00 €
14,00 €
12,00 €
11,00 €
20,00 €

ENTDECKEN

Nachricht
Die New York Times hat eine Liste mit den 100 besten Büchern des 21. Jahrhunderts zusammengestellt.
Nachricht
Swetlana Alexijewitsch feiert am 31. Mai ihren 75. Geburtstag.
Thema
Die Lage in Belarus, der »letzten Diktatur Europas«, eskaliert zusehends. Wir haben Literatur und aktuelle Beiträge zur aktuellen Situation in Belarus für Sie zusammengestellt.